Nach der enttäuschenden letzten Saison mit einer der schlechtesten Offensivabteilungen der Oberliga Westfalen lechzte die SG Wattenscheid 09 nach Torgefahr. Bereits nach wenigen Wochen der neuen Spielzeit zeigt die Statistik: „Nullneun“ hat an Strafraumgefahr dazu gewonnen und zum aktuellen Zeitpunkt schon doppelt so viele Treffer auf dem Konto als noch vor zwölf Monaten.
Mit dafür verantwortlich ist Neuzugang Robert Nnaji. Der Engländer wechselte im Sommertransferfenster vom TVD Velbert an die Lohrheidestraße, kam mit einer Empfehlung von 53 Scorerpunkten aus 120 Spielen in der Oberliga Niederrhein. Früh in der Vorbereitung kristallisierte sich heraus, dass der Mittelstürmer zur Wattenscheider Stammelf gehören wird.
Nnaji setzte sich schnell durch und überzeugte Cheftrainer Christopher Pache mit seiner Variabilität. Denn für eine Körpergröße von 1,75 Meter bringt der 28-Jährige einerseits eine unerwartete Wucht auf den Platz, besticht aber gleichzeitig auch durch flinke Tiefenläufe und Knipserqualitäten.
Nnaji bringt genau das mit, wonach sich die SGW-Fans lange Zeit sehnten. Das beweisen auch die Pflichtspielstatistiken im schwarz-weißen Dress. An den ersten acht Spieltagen ließ der flexible Angreifer schon viermal das Netz zappeln und legte drei weitere Treffer auf. Mit anderen Worten: Es läuft es bislang wie am Schnürchen in der Hellwegstadt.
Warum der Saisonstart für ihn dermaßen erfolgreich verlaufen ist und was der Offensivmann am Traditionsklub schätzt, hat RevierSport in einem Gespräch erfahren:
Sieben Scorer in acht Spielen - warum hat es in Wattenscheid auf Anhieb geklappt?
„Für mich ist das Wichtigste, mein Herz auf dem Platz zu lassen. Ich bete immer und alles, was ich nicht kontrollieren kann, lege ich in Gottes Hände. Die Mannschaft, der Trainer, der Sportliche Leiter - alles drumherum in Wattenscheid passt. Eine Truppe, die alles dafür gibt, dass du dich wohlfühlst, ist nicht selbstverständlich. Wenn das gegeben ist, fällt dir das Fußballspielen einfacher. Ich spüre vollstes Vertrauen und weiß, dass auch meine Mitspieler für mich mitkämpfen. Sie kennen meine Laufwege schon nach wenigen Monaten."
Warum hatten sie sich im Sommer für einen Wechsel zur SGW entschieden?
„Ich war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Seitdem ich in Deutschland bin, seit 2015, wusste ich über die Besonderheit dieses Klubs. Als sich die Möglichkeit ergeben hat, habe ich nicht gezögert. Wir haben tolle Fans, bald kommt noch das neue Stadion. In den Gesprächen mit Sportvorstand Richy Weber habe ich direkt Vertrauen gespürt. Als Spieler hast du schnell ein Gefühl dafür, wenn du wertgeschätzt wirst. Das war direkt der Fall.“
Über 100 Spiele in der Oberliga Niederrhein stehen in ihrer Vita, jetzt der Schritt nach Westfalen. Welchen Reiz bringt die neue Liga mit?
„Mit der Oberliga Westfalen hatte ich vor Wattenscheid noch keine großen Berührungspunkte. Das wollte ich ändern, weil man hört, dass es die bessere Oberliga sein soll. Manchmal tut etwas Veränderung und Frische gut. Die Gegner kennen mich noch nicht, die Plätze sind neu. Ich lasse mich überraschen und habe absolut Bock auf diese Aufgabe.“
Im Doppelsturm mit David Loheider oder als einzige Spitze - was liegt ihnen mehr?
„Ich glaube, dass mir beides liegt. Wenn ich einen bulligen Sturmpartner, der Bälle festmacht oder direkt verlängert, an der Seite habe, dann kann ich gut in der Doppelspitze spielen. David macht es gut, wir suchen immer einander. Zwar bin ich nicht der Größte, aber mit Wille und Kampf kann ich mich genau so als einzige Spitze durchsetzen. Ich biete meiner Mannschaft immer tiefe Laufwege und sie versuchen mich zu finden. Die Innenverteidiger hassen es, wenn man durch die Kette bricht.“
Was ist der Mannschaft in dieser Saison zuzutrauen, was sind die Ziele?
Für uns ist das große Ziel, 40 Punkte zu knacken. Mit dieser Marke sollte man mit den Abstiegsplätzen nichts zu tun haben. Die Hauptaufgabe in dieser Saison ist Ruhe reinzubringen und uns als Truppe zu entwickeln. Wir haben viele junge Spieler im Team, die wir weiterbringen wollen. Da komme auch ich als einer der erfahreneren Spieler ins Spiel, der ihnen helfen und etwas beibringen will. Der nächste Schritt folgt dann nächstes Jahr im neuen Stadion.“